Im Forschungsprojekt DeichSCHUTZ wird ein neuartiges System zur Stabilisierung von Deichen getestet. Präzise Drucksonden von STS helfen dabei, das Verhalten der Sickerlinie unter Hochwasser realitätsnah zu erfassen.
Wenn Flüsse über die Ufer treten, ruhen alle Hoffnungen auf den Deichen. Doch was passiert, wenn diese versagen? Der Deichbruch in Fischbeck (Sachsen-Anhalt) während des Elbehochwassers 2013 zeigt, welche Schäden daraus entstehen können. Um solche Szenarien zu verhindern, entwickelt die Hochschule Bremen ein mobiles Schutzsystem – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Herausforderung: Altdeiche und steigende Sickerlinien
In Deutschland schützen Flussdeiche auf mehreren tausend Kilometern ufernahe Gebiete. Neuere Deiche sind in drei Zonen aufgebaut, die eine gezielte Entwässerung ermöglichen. Viele Altdeiche – wie jener in Fischbeck – haben jedoch einen homogenen Aufbau und gelten als besonders gefährdet bei langanhaltendem Hochwasser.
Das Problem: Mit der Zeit steigt die Sickerlinie im Deichkörper. Je höher sie liegt, desto grösser wird der Auftrieb. Der Deich verliert Eigengewicht und Stabilität – das Risiko eines Versagens steigt erheblich.
Das mobile Deichschutzsystem im Praxistest
Christopher Massolle vom Institut für Wasserbau der Hochschule Bremen arbeitet im Rahmen des Projekts DeichSCHUTZ an einer mobilen Lösung zur Stabilisierung gefährdeter Deiche. Der grosse Vorteil: geringer Personal- und Materialaufwand im Vergleich zu klassischen Massnahmen wie Sandsäcken.
Für den Praxistest wurde auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks in Hoya ein realitätsnaher Versuchsaufbau errichtet. Ein 550 m³ fassendes Einstaubecken, in U-Form gebaut, drückt das Wasser über 30 Stunden hinweg gegen einen Testdeich.
Präzise Pegelmessung mit ATM/N von STS
Zur Messung der Sickerlinie kommen Pegelsonden vom Typ ATM/N von STS zum Einsatz. Diese befinden sich in vertikal gesetzten Rohren am Deich und erfassen den Druck bzw. den Wasserstand mit hoher Genauigkeit:
- Messbereich: 1 bis 250 mH₂O
- Gesamtfehler: ≤ ±0.30 % FS
- Temperaturkompensation: -5 bis 50 °C
Sobald die Sickerlinie ihr Maximum erreicht hat, wird das mobile Schutzsystem aktiviert. Ziel ist es, den weiteren Wassereintritt zu stoppen, ohne die Entwässerung des Deichkörpers zu behindern. Die ATM/N-Sonden überwachen kontinuierlich, wie sich die Sickerlinie nach Aktivierung verändert – ein direkter Nachweis der Systemwirksamkeit.
Fazit
Mit dem Projekt DeichSCHUTZ wird ein praxisnaher Ansatz zum effektiven Hochwasserschutz erprobt. Die eingesetzten Drucksonden ATM/N von STS liefern dabei verlässliche Daten zur Veränderung der Sickerlinie – Grundlage für fundierte Entscheidungen im Ernstfall. So können mobile Schutzsysteme gezielt aktiviert und Deiche stabilisiert werden, bevor es zu spät ist.